Neues aus dem Bürgermeisterbüro (14. Oktober 2022)

Liebe Ginsheim-Gustavsburger,

mein Wochenrückblick beginnt diesmal am Sonntag und mit lebhaften Erinnerungen an drei intensive Arbeitstage in Gent und Brüssel.

Was mich nach Belgien verschlagen hat? Ich habe die Möglichkeit ergriffen, an einer Exkursion meiner Gruppe in der Verbandskammer des Regionalverbandes teilzunehmen, die die persönliche Betrachtung zweier innovativer Mobilitätskonzepte zum Inhalt hatte.

Speziell das in Gent gelebte Konzept, das man in ganz Belgien unter dem Namen „circulatieplan“ kennt, hat mich beeindruckt.
Im Kern entstand es aus der radikalen Idee, die Innenstadt für den Durchgangsverkehr zu sperren, um der immensen Stauproblematik und entsprechender Luftverschmutzung in der Innenstadt zu begegnen.

Und genau das ist gelungen, eine Wahnsinnsleistung, vor der man nur den Hut ziehen kann. Natürlich ist noch nicht alles perfekt, doch insgesamt ist es ein echtes Erfolgsmodell. Lieferverkehr und Anwohner sind von der Regelung ausgenommen, müssen aber generell die Geschwindigkeit auf 30 km/h drosseln.

Die Bevölkerung war in breit angelegte Beteiligungsprozesse eingebunden und hat mehrheitlich an einem Strang gezogen – getreu dem Motto, es ist keine Frage des „ob“, sondern des „wie“.

Natürlich gab es auch Widerstand, teils lautstark geäußert, bezog er sich aber auf eine kleine Gruppe. Nun ist das Projekt in seiner Bewährungsphase: mit allen Möglichkeiten zum Nachsteuern.

Die Option zum Nachsteuern hat sich auch Brüssel vorbehalten, eine Stadt, die wie Gent auf radikales Umdenken in der Mobilität setzt, doch hierfür – aus leidvollen Erfahrungen mit einer hoch umstrittenen Fußgängerzone – einen behutsameren Zugang sucht.

In Gent liegt nun die Priorität auf einem deutlich ausgebauten ÖPNV und der Nutzung des Fahrrades. Dank eigener Trassen für die „Fietsen“ senkt man hier auch die Konflikte zwischen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern.

Für Ginsheim-Gustavsburg mag die vergleichende Betrachtung mit europäischen Großstädten etwas hochgegriffen erscheinen, doch hat mir die persönliche Auseinandersetzung mit diesen Beispielen u.a. den Blick auf die Situation am Altrhein geschärft und starke Impulse geboten.

Im Großen wie im Kleinen geht es am Ende darum, experimentelle Sperrungen unter wissenschaftlicher Begleitung durchzuführen, die sich im Alltag bewähren müssen.

Vor diesem Hintergrund war das Treffen der AG Altrhein am Dienstagabend, an dem ich digital aus dem Bus auf der Heimreise zugeschaltet war, eine gute Ergänzung zu meinen Eindrücken aus Belgien.

Die Untere Naturschutzbehörde hat ihre Position zu den geplanten Maßnahmen dargestellt. Dabei wurde deutlich, dass sie kritischen Einzelmaßnahmen wie einem gesonderten Radweg durch den Bansen ggf. zustimmen wird, solange das Gesamtkonzept stimmt. Und genau daran arbeiten wir mit Hochdruck!

Am Mittwoch stand ein ganz anderes, aber nicht minder wichtiges Thema im Fokus: Krippenplätze. Mit dem zuständigen Fachbereichsleiter Gregor Anger diskutierte ich die Auswirkungen der zwei geburtenstarken Jahrgänge 2021 und 2022 auf unsere Betreuungssituation.

Jetzt gilt es schnellstmöglich nach Lösungen zu suchen, wie wir einem Bedarf begegnen, den Ginsheim-Gustavsburg in dieser Größenordnung noch nicht erlebt hat.

Ich mache keinen Hehl daraus – es wird eine echte Herausforderung, hierfür zeitnah Geld, Raum und Personal zu finden.
Verbunden mit der gestern im Rahmen des Hochwasserschutzes durchgeführten sogenannten „Deichschau“, war der Besuch von Vertretern des Regierungspräsidiums Darmstadt (RP).

Eine gute Gelegenheit die Standorte für die Notrufsäulen abzustimmen, welche die DLRG gerne mit Unterstützung der Björn-Steiger-Stiftung in den Dammbereichen beider Stadtteile installieren möchte.

Das Anliegen wurde von den Vertretern des RP wohlwollend aufgenommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir die notwendige Zustimmung erhalten und wie von der DLRG angestrebt, die Sicherheit in den Uferbereichen im nächsten Jahr verbessern können.
Mit Engelbert Wiedmann, unserem Behindertenbeauftragten, konnte ich mich gestern intensiv über die aktuelle Situation von Menschen mit Beeinträchtigung austauschen. Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt hier das Thema Barrierefreiheit. Diese überall konsequent umzusetzen bleibt eine große Aufgabe.

Mit neuen Impulsen komme ich gerade von einem weiteren Termin meines Angebotes „Auf einen Kaffee mit dem Bürgermeister“ aus dem Café Rheingenuss zurück. Wieder haben mehrere Bürger*innen die Chance ergriffen, mir ihre Probleme zu schildern oder Ideen zu diskutieren.

Ich freue mich, dass das Format so gut angenommen wird und informiere Sie, sobald es neue Termine gibt!
Auch das bevorstehende Wochenende hält wichtige Termine bereit.

Morgen besuche ich den Tag der offenen Tür unserer wunderschön gelegenen Naturkita am Pumpwerk in Ginsheim. Ich bin sehr gespannt, was sich deren Leiterin, Wiebke Kasprzak, und ihr engagiertes Team für Aktionen überlegt haben, um ihr tolles Konzept lebendig vorzustellen!

Auf unserer Website erfahren Sie mehr über die Naturkita: https://www.gigu.de/…/Kita%20IX%20%22Naturkindergarten%22/
Vielleicht begegnen wir uns dort oder auch beim Konzert „Bon Soir“ des Ginsheimer Posaunenchors, das am Sonntag um 17.00 Uhr in der Evangelischen Kirche in Ginsheim stattfindet.

Für mich wird es eine schöne Abwechslung sein, entspannt als Zuhörer ohne eigenes Instrument dabei sein zu können.
Was auch immer Sie am Wochenende planen – passen Sie bitte auf sich auf, die Corona-Zahlen schnellen leider wieder in die Höhe!

Herzliche Grüße
Ihr Bürgermeister
Thorsten Siehr